10. Dezember 2024

4. Brandenburger Digital Health Forum

Eine Initiative der THB, MHB und des Uniklinikums Brandenburg.

Am Donnerstag, den 28. November luden Prof. Dr. Anne-Maria Purohit, Professorin für Medizininformatik an der Technischen Hochschule Brandenburg (THB) und Univ.-Prof. Dr. med. Hendrik Borgmann, Klinikdirektor der Klinik für Urologie und Kinderurologie am Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel (UKB) bereits zum viertem Mal zum Brandenburger Digital Health Forum in der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) ein. Aus den vergangenen Terminen sind bereits gemeinsame Digitalisierungsprojekte im Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) zwischen der MHB, der THB und dem Uniklinikum Brandenburg entstanden.

PD Dr. med. Lars Neeb, Chefarzt in der Klinik für Neurologie am Uniklinikum Brandenburg, gab einen spannenden Einblick in die Chancen der Digitalisierung für Klinik und Forschung am Standort Brandenburg und weihte die Teilnehmenden in seine früheren Digitalisierungsprojekte ein. So untersuchte er App-Lösungen für die digitale Kopfschmerztherapie als nicht-medikamentöse Therapieoption. Mit Hilfe eines digitalen Kopfschmerz-Tagebuches können die Nutzerinnen und Nutzer beispielsweise herausfinden, ob bestimmte Trigger den Kopfschmerz auslösen, ob der Kopfschmerz bereits eine Migräneerkrankung darstellt und erhalten anschließend einen individuellen Arztreport. Als Chance für den Standort Brandenburg sieht er die Einführung eines Patientenportals „als Eingangstor für die digitale Patientenreise“ (PD Dr. med. Lars Neeb). So soll der Weg der Patientin / des Patienten im Klinikum von der Aufnahme bis zur Entlassung digital begleitet werden.

Dr. med. Simon Shabo, Assistenzarzt im Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie am UKB, berichtete von seinen Erfahrungen im Umgang mit der bereits eingesetzten KI für die radiologische Diagnostik in der Unfallchirurgie/Orthopädie. Im Uniklinikum Brandenburg unterstützt die KI-Anwendung des Pariser Unternehmens Gleamer bei der Befunderkennung und der erweiterten Bildverarbeitung von konventionellen Röntgenaufnahmen. Durch den Einsatz der KI wird bei der Befundung viel Zeit eingespart und die Radiologin / der Radiologe hat ein zweites Paar Augen, welches bei der Diagnose sicher unterstützt. Dr. Shabo spricht in seinem Vortrag jedoch auch von den Fallstricken, die bei der zukünftigen Zusammenarbeit zwischen KI und Radiologen entstehen könnten. Seine Bedenken sind zum Beispiel, dass junge Radiolog:innen zukünftig gewisse Diagnosen nicht mehr richtig „lernen“, weil die KI ihnen diese Aufgabe zum Großteil abnimmt. Außerdem ist die Haftung bei einer Falschdiagnose durch die KI nach wie vor ein Thema.

Univ.-Prof. Dr. med. Svetlana Tchaikovski, Chefärztin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am UKB, präsentierte ein gemeinsames Projekt mit Prof. Dr.-Ing. Martin Schafföner der Technischen Hochschule Brandenburg (THB). Dabei haben sie ein Web-basiertes Management entwickelt, welches sich mit den Nebenwirkungen der Hormontherapie bei Endometriose beschäftigt: EndoMedi. Das Web-basierte Managementsystem soll eine breite Masse an Informationen der Erkrankung und der Therapien bereitstellen und Betroffenen beratend zur Seite stehen. Es werden die Nebenwirkungen der verschiedenen Hormonpräparate aufgezeigt und eine Empfehlung für entsprechende Gegenmaßnahmen gegeben. Endometriose ist die zweithäufigste gutartige Erkrankung der Frau und tritt bei 10 – 15% der Frauen im gebärfähigen Alter auf. Bis zu 50% der Frauen leiden aufgrund der Erkrankung unter einem unerfüllten Kinderwunsch und ca. 80% sind zudem von chronischen Bauchschmerzen betroffen. Prof. Tchaikovski möchte betroffenen Frauen helfen und hat am Uniklinikum Brandenburg das Endometriosezentrum der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe aufgebaut.

Prof. Dr. Emanuel Kitzelmann stellte das laufende Projekt zwischen der THB und dem Uniklinikum Brandenburg „LLM4Health“ vor, wobei eine generative KI bei der Patientenzentrierten Befundung in der Radiologie unterstützen soll. Bereits im 1. Brandenburger Digital Health Forum entstand die Idee eine Künstliche Intelligenz für die Übersetzung eines Befundes in die „einfache (Patienten-) Sprache“ zu nutzen. Aus dieser Idee ist nun das Projekt „LLM4Health“ entstanden und es wird bereits an einer Anwendungsoberfläche gearbeitet. Dafür arbeitet die Technische Hochschule Brandenburg eng mit dem Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie am Uniklinikum Brandenburg zusammen, wo die KI auch erstmals eingesetzt werden soll.

Im Anschluss ging es, wie immer, für den weiteren Austausch zu einem gemeinsamen Imbiss in das Stehachterl Brandenburg.

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