30. April 2025
Als Zuhörer gefragt
Seelsorger Uwe Mäkinen: Ein Brandenburger aus Finnland.

Leid und Tod begegnen einem Krankenhausseelsorger täglich. Indem er einfach nur Zeit hat und zuhört, kann er oft helfen, sagt Uwe Mäkinen. Er ist seit September 2024 Seelsorger am Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel. „Viele haben das Bedürfnis, mit jemandem reden zu können“, sagt er. Da kann es um Ängste, Zweifel oder Trauer gehen, aber auch um Hoffnung. Ein Kind hat er begleitet, das seinen schwer kranken Vater auf der Intensivstation besucht hat. Er hat einer Mutter beigestanden, die um ihr verstorbenes zweijähriges Kind trauerte. Der Seelsorger führte ein Gespräch mit einer Klinikmitarbeiterin, die Zeugin des Anschlags von Magdeburg wurde.
Uwe Mäkinen nimmt seinen Auftrag im Uniklinikum in erster Linie als Seelsorger und Mensch wahr. Seinen dahinterstehenden Beruf des evangelischen Pfarrers holt er nur hervor, wenn seine Gesprächspartner dessen bedürfen. Pfarrer zu werden war nicht der erste Berufswunsch des heute 58-Jährigen, der in der Nähe von Chemnitz geboren wurde und in Brandenburg an der Havel aufwuchs. „Veterinärmedizin wollte ich studieren und Tierarzt werden“, erzählt er. Aber das war für ihn, der schon in jungen Jahren mit der Brandenburger St.-Gotthardt-Gemeinde verbunden war, aus politischen Gründen nicht möglich. So entschied er sich zu DDR-Zeiten für ein freiwilliges diakonisches Jahr im Kirchenkreis Brandenburg und begann ein Theologiestudium, das er nach der Wende abschloss.
Es war die Liebe zu einer finnischen Frau, deren Familiennamen er noch heute führt, die ihn vor über 20 Jahren in den hohen Norden führte. In der Gemeinde Vehmersalmi, auf halbem Weg zwischen Finnlands Hauptstadt Helsinki und dem Polarkreis gelegen, war er zuletzt 13 Jahre lang Pfarrer, seine beiden heute erwachsenen Kinder wuchsen dort auf. Uwe Mäkinen denkt gerne an diese Zeit zurück. „Vielleicht habe ich auch ein bisschen dazu beigetragen, dass in Finnland die glücklichsten Menschen auf der Welt leben – und sie wiederum mich glücklich gemacht haben“, sagt er. Die Entspanntheit und Zufriedenheit der Menschen habe er als bemerkenswert empfunden. Er entschuldigt sich immer mal wieder, weil ihm ein Wort nur in Finnisch einfällt und er nach der deutschen Übersetzung suchen muss.
In der alten Heimat Brandenburg, wohin ihn nach der Trennung von seiner ersten Frau die Liebe zu einer neuen Partnerin führte, fühlt sich Uwe Mäkinen gut angekommen – und auch im Universitätsklinikum der Havelstadt. Das Uniklinikum ist ihm bereits seit seiner Kindheit vertraut. Seine Schwester ist dort geboren, sein Vater kennt das Haus als Patient. „Meine Vorgängerin Felicitas Haupt hat mich an die Hand genommen und eingeführt. Dafür bin ich ihr sehr dankbar“, sagt er. Auf der Palliativstation und im Kreißsaal versteht sich Uwe Mäkinen schon als Teammitglied. Von dort erhält er regelmäßig Anrufe, wenn es Patienten mit Gesprächsbedarf gibt. Nicht immer geht es in den Gesprächen auf der Palliativstation um schwere Themen. Manchmal möchten die Menschen auch von positiven Erinnerungen erzählen, und es kann auch gescherzt werden. „Ich habe schon so lange nicht mehr gelacht“, lautete eine positive Rückmeldung, die der Seelsorger bekommen hat.
Auch im Kirchenkreis Brandenburg ist der bei der evangelischen Kirche angestellte Pfarrer eingebunden und übernimmt vertretungsweise Gottesdienste in verschiedenen Brandenburger Gemeinden. Bis zum Mai wird er einen insgesamt sechswöchigen Kurs in klinischer Seelsorge in Lehnin besuchen. Aber im Uniklinikum ist er bereits voll im Einsatz. Gegenüber dem Dienst als Gemeindepfarrer, wie er ihn aus Finnland kennt, schätzt er vor allem, dass er nicht mehr die Last der vielen administrativen Aufgaben zu tragen hat. „Ich kann mich ganz den Menschen zuwenden“, sagt er.
Vor seinen Aufgaben als Seelsorger hat Uwe Mäkinen großen Respekt. Er ist dankbar, dass er in Zusammenarbeit mit den engagierten Mitarbeitenden des Uniklinikums vielen Menschen in unterschiedlichsten Ausnahmesituationen heilsam zur Seite stehen konnte. Uwe Mäkinen zeigt sich offen für Menschen jedweder Kultur, Glaubensrichtung, Religion, Orientierung und Identität und möchte ermutigen, bei Bedarf Kontakt zu ihm aufzunehmen: „Sollten Sie selbst oder Menschen, die Sie kennen, Patientin, Patient, Mitbetroffene oder Mitarbeiter sein und sich ängstlich, unsicher, hilflos, verzweifelt, einsam oder voller überschwänglicher Freude fühlen oder gar nichts mehr fühlen, dann melden Sie sich bei mir. Vielleicht können wir dann gemeinsam ein Stück Ihres Weges gehen.“
Unter der Telefonnummer 03381/412800 ist er erreichbar.