13. Januar 2025

Ein Automat im Apothekendienst

Seit Ende November werden in einem Reinraum Tablettengaben automatisch portioniert.

Consis schaut ganz genau hin. Um nicht zu sagen: Er ist penibel. Extrem penibel. Gerade moniert er den Inhalt eines Tablettentütchens. Die Tablette sieht einfach nicht so aus, wie Consis es erwartet hat. Also: Bitte noch mal prüfen!

Consis ist ein sogenannter Unit-Dose-Automat. Mit ihm wird die Arzneimittelversorgung automatisiert: automatische Tablettenausgabe und natürlich auch automatischer Check der Arzneimittel, bevor sie rausgehen. Ende November hat Consis – ein Automat der Willach Pharmacy Solutions GmbH mit Sitz in Nordrhein-Westfalen – seinen Dienst in der Apotheke des Uniklinikums aufgenommen. Sein Zuhause ist ein Reinraum. Hier portioniert er die Medikamentengabe für Patienten des Uniklinikums. Patient, Station, Zimmer, Medikament, Einnahmezeit – alles ist auf den Tablettentütchen vermerkt. Ganz penibel.

Die Erwartungen an den Automaten sind hoch. „Er bringt auf jeden Fall eine höhere Sicherheit für die Patienten“, sagt Ingo Franz, der Leiter der Apotheke. Das Risiko, dass ein Patient ein falsches Medikament bekommt, sinkt drastisch. Consis entlastet das Personal auf den Stationen. Kein Verteilen von Pillen in kleine Gefäße für die Patienten während des Alltagsgeschäfts. Das macht der Automat. Ein weiterer großer Vorteil: „Wir werden deutlich weniger Medikamente wegwerfen müssen“, betont der Apothekenleiter. Wenn auf einer Station eine Tablettenpackung aufgemacht, aber nicht vollständig verbraucht wurde, mussten bisher die Reste irgendwann entsorgt werden. Denn mit angefangenen Packungen von Station zu Station zu rennen, würde in einem heillosen Durcheinander enden. Mit der Automatisierung hat die Apotheke immer im Blick, wo welches Präparat gebraucht wird. Das macht sich bei teuren Arzneimitteln, von denen eine Packung mehrere Tausend Euro kostet, sehr wohl bemerkbar. Ingo Franz geht von einem enorm hohen Einsparpotenzial aus. Außerdem müssen auf den einzelnen Stationen nicht mehr so viele Medikamente gelagert werden.

Bisher arbeitet Consis erst für eine Station. Es ist die 3.0C, auf der Patienten der HNO-Klinik, der Klinik für Augenheilkunde und der Neurochirurgie liegen. Sie hat mit 50 Betten etwas mehr Betten als die anderen Stationen im Uniklinikum. Das ist gut für den Testlauf. Wenn der Automat auf Hochtouren läuft, könnte er bis zu 60 Pillentütchen in der Minute ausspucken. Aber das wird gar nicht abgerufen. Consis kann auch nur geeignete feste Arzneiformen abpacken. Keine Ampullen, keine Flüssigkeiten, keine Zäpfchen. Und trotzdem dürfte er eine große Entlastung im Klinikbetrieb bringen. Ingo Franz schätzt, dass binnen eines Jahres alle Stationen des Uniklinikums automatisch versorgt werden können.

Allerdings werde es zwei Ausnahmen geben. „Das sind die Pädiatrie und der intensivmedizinische Bereich“, wie der Apothekenleiter erklärt. Denn da werden zu selten Tabletten gegeben. Viel häufiger kommen Ampullen, Infusionen und Ähnliches zum Einsatz. Bestückt wird der Automat mit kleinen Kanistern voller Tabletten. 320 Kanister haben maximal Platz in seinem riesigen Regalsystem. „Im Idealfall bekommen wir die Tabletten von den Herstellern als lose Ware in 100er Einheiten“, erklärt Apotheker Dr. Georg Fassauer, der den Einsatz von Consis mit vorbereitet hat. Mit loser Ware wird auch einiges an Verpackungsmaterial gespart. Doch das klappt nicht bei allen Produkten. Was im Blister – also den Einwegverpackungen für Tabletten – angeliefert wird, muss erst entpackt werden. Dann geht die Ware in die Kanister. Die sind gechipt, um Verwechslungen zu vermeiden. Aufträge bekommen einen Barcode zum Scannen. Damit Consis alles penibel überprüfen kann, wurden extra für den Automaten Fotos von den aktuell verwendeten Tabletten gemacht. Fotos von der Vorder- und der Rückseite der Tablette – und genau unter den Lichtbedingungen, bei denen Consis arbeitet.

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