11. Juli 2025
Sprechstunde beim Humangenetiker
Prof. Dr. med. Pablo Villavicencio Lorini ist Chefarzt des Instituts für Klinische Genetik.
Seinem Büro ist das Neue noch anzusehen. An den Wänden frisches Weiß. Ein Foto fällt ins Auge: Halle an der Saale. Sein vorheriger Arbeitsort. Prof. Dr. med. Pablo Villavicencio Lorini war dort stellvertretender Leiter des Zentrums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs. Seit Anfang dieses Jahres ist er Chefarzt des Instituts für Klinische Genetik an der Medizinischen Hochschule Brandenburg MHB. Das Institut auf dem Brandenburger Campus befindet sich im Aufbau. Pablo Lorini ist Humangenetiker.
Der gebürtige Bolivianer ist in Deutschland aufgewachsen und hat an der Freien Universität Berlin Medizin studiert. Seinen Facharzt für Humangenetik hat er an der Charité gemacht. Er war unter anderem in Freiburg tätig. „Humangenetik – das assoziieren viele mit Forschung“, sagt der 49-Jährige. Ausschließlich mit Forschung. Aber Pablo Lorini wird weiterhin im klinischen Bereich tätig sein. Geplant ist, dass er am GZB Sprechstunden anbietet. Was ein Humangenetiker in der Praxis leisten kann, erklärt er gern an einem Beispiel. Während seiner langjährigen Tätigkeit am Universitätsklinikum Halle (Saale) kam in seine Sprechstunde ein Patient, dessen Persönlichkeit sich plötzlich verändert hatte. Der Mann in den Vierzigern hatte Probleme auf der Arbeit, mit der Familie. Konnte einfache Aufgaben nicht mehr erledigen. Im MRT zeigten sich Veränderungen der Marklager im Gehirn. Sollte er schon in so jungen Jahren an Demenz leiden? Die genetische Diagnostik ergab, dass ihm ein bestimmtes Enzym fehlt. Die Folge: eine Stoffwechselkrankheit. Eine Diagnose mit Behandlungsoptionen.
Ja, Pablo Lorini betreibt in Brandenburg auch Forschung. Aber: „Ich möchte die Brücke schaffen zwischen Forschung und Klinik.“ Er möchte ergründen, warum in einer Familie bestimmte Krankheiten gehäuft auftreten. Er weiß, dass bei etwa zehn Prozent der Frauen, die an Brustkrebs leiden, die Ursachen dafür auf eine genetische Veranlagung zurückzuführen sind. Wenn er dieses Risiko entdeckt, können Familien Vorsorge-Angebote bekommen. Eine eventuelle Krebserkrankung kann so frühzeitig erkannt und behandelt werden. Der Antrieb des Mediziners Lorini sind die Patientengespräche, in denen er helfen und Mut machen kann.