28. Mai 2025

Vielseitiger Spezialist

Gastroenterologe Dr. med. Johannes Behrendt wechselt mit seiner Praxis zum GZB.

Nicht, dass der Darm plaudern könnte… Aber Brandenburg hat das Glück, jemanden zu haben, der über dieses ausgedehnte menschliche Organ so zu erzählen weiß, dass man es danach mit neuen Augen zu sehen beginnt. Dr. med. Johannes Behrendt – in Brandenburg/Havel geboren und aufgewachsen. Gut 25 Jahre lang niedergelassener Gastroenterologe am Trauerberg, der nun seine Praxis an die Gesundheitszentrum Brandenburg an der Havel GmbH abgegeben hat. Seit Jahresbeginn geht er ohne die Last der bis dahin zahlreichen Verwaltungsaufgaben seiner Arbeit und Passion nach. „Für unsere Patienten bleibt alles, wie sie es kennen. Sprechstunden, Räume und Mitarbeiterinnen ändern sich nicht“, sagt er und ist sichtbar froh, dass auch sein langjähriger Kollege und Mitstreiter Jörg-Friedrich Hirte seinen Platz im Gefüge behalten konnte.

Seine Anfänge in der Gastroenterologie und Endoskopie liegen viele Jahre zurück. Die Frage, warum er sich ausgerechnet dieses Fachgebiet ausgesucht hat, wird ihm immer wieder gestellt. „Das macht man nicht unbedingt immer selbst. Da spielen Zufälle, Gegebenheiten und prägende Persönlichkeiten hinein. Und ja, irgendwann reizten mich die Möglichkeiten, in den Menschen hineinzusehen und zeitgleich aktiv werden zu können. Also nicht nur diagnostisch tätig zu sein, sondern im selben Moment auch zu therapieren.“ Als Beispiel nennt Dr. Johannes Behrendt das Abtragen von Darmpolypen bei der Koloskopie. „Die Darmspiegelung ist seit der Einführung des organisierten Programms zur Früherkennung von Darmkrebs auch als Vorsorgeuntersuchung sehr wichtig geworden“, sagt er. Am Tag des Interviews hat er bereits sieben Gastroskopien und sechs Koloskopien erledigt. Ob die Gastroenterologen zudem Spezialisten für Organe wie Magen, Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse, also die komplette Verdauung sind? „Ja, auf jeden Fall“, sagt er, „wir haben auch eine große Zahl von Patienten mit Lebererkrankungen. Jahrelang hat uns beispielsweise die chronische Virushepatitis C gefordert, die erst seit einigen Jahren eine Heilungsquote von circa 95 Prozent hat.“ In den kommenden Jahren würden Fettlebererkrankungen in den Fokus rücken, da gebe es „viele, viele Patienten“. Aber die Fettleber kann eine progredient verlaufende Erkrankung sein, die über die Leberfibrose zur Leberzirrhose führt und damit ein erhöhtes Krebsrisiko mit sich bringt. Der Magen und die Häufigkeit der mit ihm einhergehenden Refluxerkrankungen, Gallenblasenerkrankungen und Krankheiten der Bauchspeicheldrüse machen ebenfalls einen Großteil der Arbeit in der Praxis aus.

Der Darm hat den Ruf des „unterschätzten Organs“. Zu Unrecht. Jetzt klingt Dr. Johannes Behrendt beinahe begeistert. „Man muss sich doch nur mal kurz vor Augen führen, welche Mengen an unterschiedlichsten Lebensmitteln in einem Menschenleben durch ihn hindurchgehen, das sind Tonnen. Er arbeitet völlig von allein, reagiert aber immer mit, wenn der Mensch zum Beispiel unter Stress steht. Ähnlich faszinierend ist, dass der Mensch in seinem Dickdarm Milliarden von Bakterien hat, ungefähr zwei Kilogramm.“ Es sei eine Besonderheit der Evolution, dass sich Säugetiere und damit auch der Mensch darauf eingelassen haben, mit so vielen Bakterien zusammenzuleben, die ja ebenso krank machen könnten. „Eine Win-win-Situation für die Dickdarmbakterien, die sich von unverdauten Resten aus dem Dünndarm ernähren.“ Aber der Mensch profitiere eben auch davon. „Ein spannendes Thema, über das noch viel zu wenig bekannt ist.“ An dieser Stelle müsste etwas zu den probiotischen Medikamenten gesagt werden. „Auf dem Markt gibt es viele frei verkäufliche Präparate. Sie generieren einen hohen Umsatz für Apotheken und Hersteller. Der Bedarf dafür ist also da. Für die verschiedenen Anwendungsbereiche gibt es jedoch oft keine gut gesicherte Evidenz. Gern würden wir die komplexen Wechselwirkungen und Zusammenhänge des sogenannten Darm-Mikrobioms noch besser verstehen.“ Aber dazu bedürfe es weiterer Forschung auf diesem spannenden wissenschaftlichen Gebiet.

In der Patientenkartei der Praxis sind über die vielen Praxisjahre etwas mehr als 47.000 unterschiedliche Personen verzeichnet, von denen „ein Teil regelmäßig kommt“, beispielsweise chronisch kranke Patienten, die nicht selten über Jahre betreut werden.

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