Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie & -urologie

Anorektale Fehlbildungen (ARM) bei Neugeborenen

Anorektale Fehlbildungen (ARM), früher als "Analatresie" bezeichnet, sind angeborene Fehlbildungen des Enddarms und der Beckenorgane. Diese Erkrankungen können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, von einfachen bis zu komplexen Formen. Betroffene Kinder benötigen oft eine spezialisierte kinderchirurgische Versorgung.

Was ist eine anorektale Fehlbildung?

Bei einer ARM ist der Enddarm nicht richtig mit dem After verbunden. Stattdessen endet er entweder blind oder öffnet sich an einer ungewöhnlichen Stelle, z. B. in die Harnröhre oder die Scheide. Diese Verbindung nennt man "Fistel". Je näher diese Fistel am After liegt, desto besser sind die Aussichten für eine normale Darmfunktion.

Urologische Probleme bei ARM

Etwa die Hälfte aller Kinder mit ARM hat auch Fehlbildungen oder Funktionsstörungen der Nieren, Harnleiter oder Blase. Häufig kommt es zu einer sogenannten „neurogenen Blase“. Das bedeutet, dass die Blasenentleerung gestört ist, weil die Nerven nicht richtig arbeiten. Dies kann zum Beispiel passieren, wenn auch das Kreuzbein (Sakrum) nicht vollständig ausgebildet ist. Manche Kinder können dann den Urin nicht richtig halten oder haben Schwierigkeiten beim Wasserlassen. In schweren Fällen hilft ein sogenannter Einmalkatheter: Dabei wird mehrmals am Tag ein dünner Schlauch in die Harnröhre eingeführt, um die Blase vollständig zu entleeren. Damit kann man Infektionen und Nierenschäden vorbeugen. Auch regelmäßige Ultraschalluntersuchungen und bei Bedarf spezielle urologische Tests gehören zur Nachsorge.

Wie häufig kommt ARM vor?

ARM betrifft etwa 4 von 10.000 Neugeborenen. In zwei Dritteln der Fälle liegen gleichzeitig weitere Fehlbildungen vor, etwa an der Wirbelsäule, dem Herzen, dem Urogenitaltrakt oder den Nieren. Jungen und Mädchen sind etwa gleich häufig betroffen.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Oft wird die Fehlbildung direkt nach der Geburt erkannt. Eine Ultraschalluntersuchung der Nieren und Harnwege ist wichtig, da diese häufig ebenfalls betroffen sind. Falls nötig, folgen weitere Untersuchungen wie eine Röntgenaufnahme oder ein spezielles Kontrastmittelverfahren. Bei auffälligen Befunden kann auch ein MRT erforderlich sein.

Wie sieht die Behandlung aus?

Die Behandlung richtet sich nach der Art der Fehlbildung. Eine einfache rektoperineale Fistel kann meist schon in den ersten Lebenstagen operativ korrigiert werden. Komplexere Fehlbildungen erfordern mehrere Eingriffe. Oft wird zunächst ein künstlicher Darmausgang (Anus praeter) angelegt, bevor eine größere Operation im Alter von ca. 2 Monaten folgt. Die Standardoperation heißt "posterior sagittale Anorektoplastik" (PSARP).

Langfristige Folgen und Nachsorge

Einige Kinder entwickeln später Probleme mit der Darm- oder Blasenentleerung. Besonders bei gleichzeitigem Fehlen von Teilen des Kreuzbeins (Sakrumagenesie) können Nerven nicht richtig funktionieren. In solchen Fällen ist eine enge urologische, chirurgische und ggf. auch nephrologische Begleitung wichtig, oft bis ins Erwachsenenalter.

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Ihr nächster Schritt:

Wenn bei Ihrem Kind eine anorektale Fehlbildung festgestellt wurde, wenden Sie sich an eine kinderchirurgische Spezialklinik mit Erfahrung in der Behandlung dieser Erkrankung. Dort erhalten Sie umfassende Beratung, eine genaue Diagnose und einen individuell abgestimmten Behandlungsplan. Mit der richtigen Versorgung können viele Kinder ein gutes Leben führen.