16. Dezember 2024

Brauchen alle Menschen acht Stunden Schlaf?

Was ich mich bisher nicht zu fragen traute, aber schon immer wissen wollte …  

Neulich traf ich mich mit einer Freundin zum Kaffee. Allerdings gähnte sie unaufhörlich während unseres Gesprächs und entschuldigte sich regelmäßig dafür: „Ich hatte heute nur sieben Stunden Schlaf, das hat nicht ausgereicht.“ Da war ich etwas verdutzt. Sieben Stunden Schlaf reichen mir völlig, um meinen Alltag zu meistern. Allgemein gilt doch auch die Empfehlung, dass sieben bis acht Stunden Schlaf am gesündesten sind, oder?

Im Schnitt verbringt der Mensch ein Drittel seines Lebens im Schlaf. Unser Körper erholt sich und wacht fit wieder auf. Das Gehirn verarbeitet Informationen, die wir während des Tages gesammelt haben, das neuronale Netzwerk regeneriert sich. Stoffwechselabbauprodukte werden aus dem Gehirn abtransportiert, unsere Energiespeicher aufgefüllt. Es werden Hormone ausgeschüttet, die die Regeneration von Knochen, Muskeln und inneren Organen unterstützen. Das Immunsystem wird gestärkt durch die Bildung natürlicher Abwehrzellen und -stoffe. Deswegen sind wir während einer Krankheit extra müde.

Schlaf ist also äußerst wichtig, um unseren Alltag zu meistern. Aber wie lange soll ein Mensch denn jetzt schlafen? Darauf gibt es tatsächlich keine allgemeine Antwort. Sowohl Genetik und Alter als auch die Qualität des Schlafs nehmen darauf Einfluss, wie viel ein Mensch eigentlich braucht. Sind wir gestresst oder depressiv, brauchen wir mehr Schlaf. Die meisten Menschen im Erwachsenenalter schlafen zwischen sechs und neun Stunden pro Tag. Wer selbstständig aufwacht und sich erholt und wach fühlt, hat seine eigene gesunde Schlafdauer gefunden. Müdigkeit tagsüber zeugt davon, dass die Schlafdauer nicht die richtige ist. Um die eigene, passende Schlafdauer herauszufinden, sollte der Wecker im Urlaub ausgeschaltet bleiben und erst dann aufgestanden werden, wenn man sich wach und ausgeschlafen fühlt. So kann sich jeder die Einschlaf- und Aufstehzeiten notieren und herausfinden, wie viel Schlaf tatsächlich gebraucht wird, und dies dann auf die Arbeitswochen anwenden.

Die gute Nachricht ist: Es ist nie zu spät, für sich herauszufinden, wie viel Schlaf man braucht. Außerdem kann fehlender Schlaf auch nachgeholt werden. Wer sich also, wie meine Freundin, vor Gähnen kaum halten kann, sollte schleunigst ein bisschen Schlaf nachholen. Wieso wir Menschen gähnen, ist wiederum eine Frage für ein anderes Mal …

Ihr Dr. Nikki Ulm

Zurück