11. September 2024
Da steckt Herzblut drin
Das Team um Dr. med. Johanna Tennigkeit erhält für kardiologische Forschungen ein begehrtes Stipendium
Das ist ein Riesenschritt nach vorn. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (DGK) unterstützt ein Brandenburger Forschungsprojekt mit 50.000 Euro für den Zeitraum von einem Jahr. „Das sind die ersten externen Drittmittel, die wir für unser Projekt einwerben konnten“, freut sich Dr. med. Johanna Tennigkeit. Nicht weniger wichtig ist für sie das Signal, das dieses Forschungsstipendium aussendet: Die Arbeit ihres Teams, die Idee, die sie verfolgen, überzeugt die Experten der Branche.
Dr. Johanna Tennigkeit erforscht mit ihrem Team am Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel, warum gerade alternde Herzen häufiger ihren Rhythmus verlieren und auf einmal außer Takt geraten. Die Medizinerin konzentriert sich mit ihren Untersuchungen auf den sogenannten TRPM4 Ionenkanal. Dieser Kanal kommt in verschiedenen Zellen des Herzens vor. Durch ihn fließen elektrisch geladene Teilchen, die den Herzrhythmus beeinflussen können. Das Forscherteam um Dr. Johanna Tennigkeit konnte mit seiner bisherigen Arbeit schon nachweisen, dass im alternden Herzen ein bestimmtes Protein seinen gewohnten und wichtigen Dienst quittiert. Normalerweise geht es mit dem TRPM4 Ionenkanal eine Bindung ein und verhindert so einen übermäßigen Strom von elektrisch geladenen Teilchen. In jungen Herzen passiert das in der Regel reibungslos. Doch mit fortschreitendem Alter löst sich diese steuernde Verbindung häufiger. Das bedeutet, dass die Gefahr von Herzrhythmusstörungen steigt.
Aber woher kommt diese „Bindungsangst“? „Wir gehen davon aus, dass die Funktion des TRPM4 Ionenkanals von verschiedenen Faktoren abhängt“, erklärt die Medizinerin und Assistenzärztin am Zentrum für Innere Medizin I mit den Kliniken für Kardiologie, Nephrologie und Pneumologie. Die möglichen Einflüsse sollen nun erforscht werden. Werden sie zweifelsfrei entlarvt, könnten die Risikofaktoren ausgeschaltet werden. Dr. Johanna Tennigkeit rechnet damit, dass sie mit ihrem Team im Laufe des nächsten Jahres erste Ergebnisse ihrer Grundlagenforschung veröffentlichen kann.
Dabei wird das DGK-Forschungsstipendium eine große Unterstützung sein. So ist es jetzt beispielsweise möglich, eine labortechnische Assistenz einzustellen. Außerdem würden auch sehr engagierte Doktoranden die Arbeiten voranbringen, betont Dr. Johanna Tennigkeit. Wie wichtig die Brandenburger Forschungsarbeit ist, machen Daten aus dem Deutschen Herzbericht 2022 deutlich. Danach würden in den vergangenen Jahren immer mehr Menschen an Herzrhythmusstörungen erkranken. Zudem steige seit 2011 tendenziell auch die Sterblichkeit der Patienten. Im Jahr 2021 wurden den Angaben zufolge insgesamt 447.485 Patienten wegen Herzrhythmusstörungen in Krankenhäusern aufgenommen. Im Jahr zuvor waren es 438.921 Patienten. Fortschritte in der Forschung in diesem Bereich können also vielen Patienten helfen.
Das Brandenburger Team arbeitet eng mit dem Immanuel Herzzentrum Brandenburg in Bernau bei Berlin zusammen. In Brandenburg an der Havel wird die Assistenzärztin von Klinikdirektor Prof. Dr. med. Oliver Ritter und vom Laborleiter Dr. rer. nat. Gregor Sachse unterstützt. Bisher konnte die Medizinerin für ihre Forschungsarbeiten eine interne Förderung der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) nutzen. Mit dem Forschungsstipendium der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie sei nun ein „Wachstumsschritt“ möglich. Und ganz nebenbei habe das Stipendium auch eine große Außenwirkung.
*Der Deutsche Herzbericht ist eine groß angelegte Versorgungsanalyse. Bei der Präsentation des Berichtes für 2022 lag der Fokus auf den Herzrhythmusstörungen. Sie sind neben der Herzinsuffizienz und der koronaren Herzkrankheit die häufigste Diagnose für vollstationäre Krankenhausaufnahmen. Sie gehören zu den zehn häufigsten Todesursachen.
Der Bericht wird von der Deutschen Herzstiftung gemeinsam mit folgenden Fachgesellschaften herausgegeben:
- Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK)
- Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und Angeborene Herzfehler (DGPK)
- Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG)
- Deutsche Gesellschaft für Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen (DGPR)