20. März 2024
Genau hingeschaut
Univ.-Prof. Dr. med. Stefan Johann Lang ist der neue Chefarzt der Klinik für Augenheilkunde
Es war ein Bild, ein einziges Bild, das über seine Zukunft entschied. Als der Medizinstudent Stefan Johann Lang ein sogenanntes Fundusbild, also die Darstellung des Augenhintergrunds, sah, war er „hin und weg“, wie er heute erzählt. Die Netzhaut mit ihren Blutgefäßen, der Sehnerv – einfach wunderschön anzusehen. Von dem Moment an wollte Stefan Johann Lang in die Augenheilkunde. Und damit hat er eine Familientradition fortgesetzt. Sein Vater, Prof. Dr. Gerhard Klaus Lang, war über viele Jahre hinweg der Ärztliche Leiter der Augenklinik am Universitätsklinikum Ulm. Dort war auch seine Mutter, Prof. Dr. Gabriele Lang, tätig. Ebenfalls Augenärztin. Und die Generation davor hatte auch ihren Augenarzt. „Trotzdem bin ich auch Augenarzt geworden“, meint er augenzwinkernd.
Univ.-Prof. Dr. med. Stefan Johann Lang ist der neue Klinikdirektor für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel. Er kommt aus Freiburg in die Havelstadt. Am dortigen Universitätsklinikum war er zuletzt Oberarzt der Augenklinik. Nun also Brandenburg. Den Dom – kennt er. Die Waldmöpse – kennt er. Die Havel – natürlich auch. Prof. Dr. Stefan Johann Lang hat in den vergangenen Wochen seine neue Heimat vor allem zu Fuß erkundet. Mit viel Bewegung an der frischen Luft könne er am besten den Kopf freibekommen, sagt er.
Für seine Tätigkeit hier hat sich der 39-Jährige einiges vorgenommen. „Es geht mir primär um eine umfassende Versorgung der Patienten“, betont der Chefarzt. Ziel sei es, im Flächenland Brandenburg die Wege zu einer hochmodernen Medizin zu verkürzen. Davon würden doch alle profitieren, betont er. So möchte er am Uniklinikum eine Vorderabschnitts-Chirurgie etablieren, die neueste Erkenntnisse umsetzt und mit neuesten Techniken und Technologien arbeitet. Zum Vorderabschnitt im Auge gehören die Bindehaut und die Hornhaut, aber auch die Iris und die Linse.
Damit stehen für den Facharzt für Augenheilkunde zum Beispiel Operationen an der Linse auf dem Plan, um einen Grauen Star zu behandeln. Er ist zudem ein Experte für die Behandlung des Keratokonus – einer krankhaften Vorwölbung der Hornhaut. Seit Jahren schon forscht Prof. Dr. Stefan Johann Lang auf diesem Gebiet. Seine Studien wird er in Brandenburg fortsetzen. Er plant auch, am Uniklinikum die Transplantation von Hornhäuten zu ermöglichen. Dabei erlauben es moderne Operationstechniken, dass bei bestimmten Erkrankungen der Hornhaut gar nicht mehr die komplette Hornhaut ersetzt werden muss, sondern nur ein sehr kleiner Teil davon: die Innenschicht. Wie der Fachmann erklärt, ist die Hornhaut 530 Mikrometer dick. Auf die Innenschicht entfallen lediglich 10 bis 15 Mikrometer. Das sind 10 bis 15 Tausendstel Millimeter. Diese hauchdünne Membran wird unter dem Mikroskop transplantiert. Der Vorteil: Die Membran muss nicht „angenäht“ werden. „Sie wird einfach mit Luft von innen angedrückt“, so Prof. Dr. Stefan Johann Lang. Für den Patienten ist dieser Eingriff weniger belastend. Er erholt sich schneller und die Sehkraft ist besser.
Seine medizinischen Kenntnisse wird der Chefarzt auch an die nächsten Ärztegenerationen weitergeben. Prof. Dr. Stefan Johann Lang hat an der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) die Professur für Augenheilkunde angenommen. Er selbst hat in Ulm studiert, bevor er nach Freiburg zu seiner Facharztausbildung gegangen ist. Der 39-Jährige, der aus dem bayerischen Erlangen stammt, ist verheiratet und hat drei Kinder. Sein ältester Sohn wird im Sommer in Brandenburg an der Havel eingeschult. Dann ist die Familie wohl so richtig im Brandenburgischen angekommen.
An seine Zeit am Uniklinikum Freiburg erinnert den Augenarzt ein ganz besonderes Abschiedsgeschenk seiner Kollegen: ein T-Shirt, das über und über mit Augen bedruckt ist. Jeder Kollege hat dafür eines seiner Augen fotografieren lassen. Oft getragen hat Prof. Dr. Stefan Johann Lang das Shirt noch nicht. Lachend erzählt er von der Reaktion vieler Menschen auf dieses Shirt: „Sie sagten, sie können sich gar nicht auf ein Gespräch mit mir konzentrieren, weil sie immer auf die Augen schauen müssen.“ Die Augen sind eben einfach ein Hingucker. Vielleicht verwahrt der neue Chefarzt der Augenklinik diesen Blickfang in einem Rahmen hinter Glas.