30. Mai 2024

Nachts im Klinikum

24-Stunden-Betrieb in der Zentralsterilisation des Universitätsklinikums

Das Radio dudelt im Hintergrund. Leise Musik. Schneller Takt. Es ist fast so, als ob Davin Heitepriem den Takt aufnimmt. Schnell zieht er den nächsten mannshohen Regalwagen zu sich heran. In den Regalfächern: kleine Siebkörbe und silbern glänzende Container mit wertvollem Inhalt. Es sind Medizinprodukte von allen Stationen, Operationssälen und auch den Außenstellen des Universitätsklinikums Brandenburg an der Havel. Operationsinstrumente wie Klemmen, Scheren und Skalpellen. Bronchoskope, die für Lungenspiegelungen genutzt werden. Endoskope von minimalinvasiven Eingriffen. Und, und, und.

Davin Heitepriem ist Technischer Sterilisationsassistent in der Zentralsterilisation. Hierher kommen alle Medizinprodukte, die nach einem Einsatz eine penible Desinfektion und Reinigung brauchen, um für den nächsten Job bereit zu sein. Hier ist Tag und Nacht Betrieb. Hier hat Davin Heitepriem um 21.30 Uhr seine Nachtschicht angetreten. Und die lange Schlange von gut gefüllten Regalwagen verrät ihm, dass er sich bis zum Schichtende um 6 Uhr morgens nicht langweilen wird. „Das muss bis morgen früh alles fertig sein. Das muss wieder raus!“, weiß er.

Was bei ihm „Schlange steht“, hat schon die erste sehr gründliche Reinigung hinter sich. Alles, was in die Zentralsterilisation kommt, landet zuerst in riesengroßen Waschmaschinen. Sie sind so etwas wie Geschirrspüler im XXL-Format. Der Reinigungsprozess dauert rund eine Stunde – bei Temperaturen von bis zu 90 Grad Celsius. Damit sind die Medizinprodukte zumindest schon mal desinfiziert. Aber das reicht noch nicht. Instrumente, die für Operationen genutzt werden, müssen absolut steril sein. Dafür müssen sie zu einer Spezialbehandlung in den Sterilisator.

Bei allen Instrumenten wird die Funktionsfähigkeit überprüft. Nach gründlicher Pflege werden diejenigen, die zu einer Operation gehören, zusammen in eine Box – einen sogenannten Sterilgutcontainer – gepackt. Dabei hat jedes einzelne Instrument seinen ganz bestimmten Platz in der Box. Sterilisationsassistent Heitepriem und seine Kollegen brauchen für diese Arbeit eine gehörige Portion an Wissen und Erfahrung. Rund 4000 verschiedene Artikel gehen Tag für Tag durch ihre Hände. Sie packen OP-Sets unter anderem für die Orthopädie, die Kinderchirurgie oder auch für die Augenklinik. Davin Heitepriem hat vor rund zehn Jahren die Qualifikation zum Techhnischen Sterilisationsassistenten gemacht. Sein Bruder, der im OP des Klinikums arbeitet, hatte ihn auf die Idee gebracht. Seitdem arbeitet er in dem verantwortungsvollen Job. Schichtdienst und Wochenenddienst inklusive. Und ebenso immer wieder neue Instrumente, neue Abläufe.

„Wir haben hier sogar die Optik von Da Vinci“, schwärmt der Brandenburger. Er meint damit den OP-Roboter Da Vinci, der noch ziemlich neu im Universitätsklinikum ist. Dessen Arme können die unterschiedlichsten Instrumente und Geräte aufnehmen. Ein Arm ist für sensible Kameras und Lichttechnik reserviert. Doch bevor sich Davin Heitepriem um die Optik Da Vincis kümmert, ist erst noch ein Bronchoskop mit ebenfalls sehr sensibler Optik dran.

Solch empfindliche Hightech wird in einem Plasma-Sterilisator flottgemacht. Dafür verpackt Davin Heitepriem die Box, in der das Instrument liegt, in ein großes Vliestuch ein. Vorsichtig bugsiert er das Paket in den Plasma-Sterilisator. Die Behandlung dauert circa 70 Minuten. Dann sind die Medizinprodukte auf schonende Art und Weise ihre Keime los. „Wir sind eines der wenigen Häuser, das einen Plasma-Sterilisator hat“, erläutert der Assistent.

Die meisten Instrumente des Klinikums werden in einem Dampfsterilisator keimfrei gemacht. Davon gibt es gleich drei in der Zentralsterilisation. 134 Grad heißer Wasserdampf tötet die Keime ab. Für diese heiße Therapie packt Davin Heitepriem die Medizinprodukte in Sterilisationscontainer, die fest verplombt sind. Im Deckel allerdings sind kleine Löcher – versehen mit speziellen Einmalfiltern. Das ist der einzige Eingang für den heißen Dampf. Er dringt in die Box ein, nachdem zuvor die Luft aus ihr abgesaugt wurde. Absaugen – und heißen Dampf hineinpressen – absaugen und heißen Dampf hineinpressen. Das wiederholt sich mehrfach, damit ja kein Keim übrigbleibt. Für den Dampf wird übrigens vollentsalztes Wasser genutzt, um die Medizinprodukte zu schonen.

So wie Davin Heitepriem und seine Kollegen sind auch die Waschmaschinen und Sterilisatoren rund um die Uhr im Einsatz. Es geht auf Mitternacht zu. Noch immer sind drei Operationssäle im Universitätsklinikum in Betrieb. Es wird also nicht lange dauern, bis der Fahrstuhl surrt, der die Zentralsterilisation im Keller des Klinikums direkt mit den OP-Sälen verbindet. Dann kommt das nächste OP-Set an, das dringend aufbereitet werden muss. Es geht in eine der großen Waschmaschinen. Und noch in derselben Nacht in den Dampf- oder den Plasmasterilisator.

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