20. März 2024
„Schnacken ist mein Beruf”
Ehrenamtliche Patientenfürsprecher setzen sich für das Wohlbefinden der Kranken ein
Mit einem Krankenhausaufenthalt gehen bestimmte Bedürfnisse, Sorgen und Anliegen vonseiten der Patienten einher. Neben der medizinischen und pflegerischen Versorgung sollte auch die emotionale Befindlichkeit nicht vernachlässigt werden. Am Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel gibt es vier Ehrenamtliche, die einmal pro Woche auf je drei Stationen persönlich für die Patienten da sind. Als Patientenfürsprecher stehen sie an der Seite der Kranken. Drei von ihnen haben einen näheren Einblick in ihren Alltag gegeben.
Zum Team gehören Michael Götze-Ohlrich (66), Christine Feistner (67) und Dagmar Nitze (68). Und was sind die Aufgaben eines Patientenfürsprechers? „Zu Beginn erkundige ich mich bei der Leitung einer der drei Stationen, ob es besondere Probleme oder Redebedarf bei den Patienten gibt. Danach gehe ich von Zimmer zu Zimmer und frage dezidiert nach, wo der Schuh drückt“, sagt Michael Götze-Ohlrich. Die Ehrenamtlichen stehen den Patienten bei belastenden Diagnosen oder Situationen bei. Haustierbesitzer machen sich zum Beispiel manchmal Gedanken um die Versorgung ihres Tieres. Auch bei organisatorischen Fragen unterstützen die Ehrenamtler: Etwa wenn jemand Hilfe braucht beim Einholen von Dokumenten oder ein Chemo-Patient aufgrund von Sprachbarrieren Probleme bei der Entlassung hat.
Zudem möchte das Team die Stimme der Patienten stärken. „In unseren Gesprächen verweisen wir auf die Fragebögen, die von den Stationen bei der Entlassung ausgegeben werden. Anhand dieser lässt sich gut die Patientenzufriedenheit ablesen. Außerdem möchten wir einen Rahmen für ruhige, offene und ehrliche Kritik anstoßen“, erklärt Dagmar Nitze. Wegen Personalmangels hätten Patienten oft den Eindruck, zu kurz zu kommen, oder fühlten sich hilflos. Hier wolle man Abhilfe schaffen. Auch Christine Feistner liegt es sehr am Herzen, denjenigen ein offenes Ohr anzubieten, die sich einsam fühlen. Hierbei stimmen sie sich mit der Case-Managerin ab, also einer Schwester, die sich um soziale Belange kümmert und eng mit den Sozialdiensten vernetzt ist. Im Anschluss wertet Michael Götze-Ohlrich das Feedback jeweils mit der Leitung der Stationen aus und gibt positive Rückmeldungen weiter. Gerade die Pflegekräfte schätzen positiven Input. Beschwerden struktureller Natur gehen an den Qualitätsbeauftragten.
Die Ehrenamtlichen sind Patientenfürsprecher mit Herz und Seele. Dagmar Nitze sieht darin ihre Berufung: Bereits in ihrer Schulzeit hat sie in den Ferien im damaligen Städtischen Klinikum, dem heutigen Universitätsklinikum, gearbeitet. Christine Feistner schöpft ihre Motivation daraus, dass die Patienten ihr viel Freude und Dankbarkeit zurückgeben. Beide haben selbst pflegerischen Hintergrund. Und Michael Götze-Ohlrich wollte nach seiner Pensionierung „nicht auf null gehen“, sondern weiterhin eine Struktur und Aufgabe haben. „Schnacken ist einfach mein Beruf“, sagt der gelernte Psychologe schmunzelnd.
Ist mal keiner der Ehrenamtlichen vor Ort, können die Patienten über das Bereitschaftstelefon Kontakt aufnehmen. Die Nachfrage ist hoch. Das Klinikum schätzt den Einsatz der Ehrenamtlichen sehr und ermöglicht ihnen den Austausch mit den Pflegedienstleitern. Die Ehrenamtlichen sind froh, so viel Anerkennung zu bekommen. Lediglich was die Supervision betrifft, wünschen sie sich noch mehr Kapazitäten. Laut Christine Feistner sei es zudem schwierig, den Wünschen aller Patienten gerecht zu werden. Für weitere Ehrenamtliche gibt es also ausreichend Einsatzmöglichkeiten. Neue Freiwillige sind jederzeit herzlich willkommen - Erfüllung garantiert.