01. Juli 2025

Therapie ab erster Lebenswoche

Beim Klumpfuß erzielt Dr. med. André Kutz mit der Methode Ponseti gute Erfolge.

Beim Klumpfuß, einer angeborenen Fußdeformität, muss nach der Geburt schnell behandelt werden, möglichst in der ersten Lebenswoche. Dr. med. André Kutz, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit Praxis im GZB, hat in der Regel ein bis zwei Mal im Jahr einen kleinen Patienten in Behandlung. „Die Geburtsmediziner und Kinderärzte erkennen das Krankheitsbild gleich nach der Geburt gut und schicken die Kinder zu mir“, erklärt er. Mit der richtigen Behandlung kann den Kindern geholfen werden.

Der Klumpfuß ist meist genetisch bedingt, in einigen Fällen auch durch Fehlhaltungen im Mutterleib entstanden. Er besteht aus vier Komponenten: dem Spitzfuß (Pes equinus), dem Hohlfuß (Pes excavatus), der Innenkippung der Ferse (Pes varus) und dem Sichelfuß (Pes adductus). Früher, erinnert sich Dr. André Kutz, wurden die Gliedmaßen meist gleich für einen langen Zeitraum eingegipst. Das war der sogenannte Redressions-Gipsverband. Ein massiver Eingriff, der für die Säuglinge nicht einfach zu ertragen war. Zudem war das Ergebnis in den meisten Fällen nicht wirklich befriedigend. Trotzdem dominierte das Verfahren in Deutschland noch sehr lange.

Wesentlich schonender ist die Methode Ponseti, von Ignacio Ponseti in den USA bereits in den 1950er Jahren entwickelt. Dabei erfolgt, ebenfalls durch Gips, eine schrittweise Korrektur. Jede Woche wird der Gips gewechselt, der kleine Fuß Schritt für Schritt in die richtige Stellung bewegt. In der Regel ist die Fehlstellung schon nach sechs Wochen weitgehend korrigiert. Häufig ist noch ein minimaler chirurgischer Eingriff an der Achillessehne notwendig, zu dem die Patienten aus Brandenburg an die Kinderorthopädie der Potsdamer Oberlin-Klinik überwiesen werden. Das Anlegen des Gipsverbands mögen die Säuglinge natürlich auch bei der Ponseti-Methode nicht. „Aber wenn die Eltern den Sinn der Behandlung verstehen, dann geht es“, berichtet der Orthopäde. Deshalb sind ausführliche Beratungsgespräche mit den Eltern wichtig.



Im Anschluss brauchen die kleinen Patienten noch spezielle Schienen für die Füße. Sie sehen aus wie kleine Schuhe, die auf einer Metallschiene befestigt sind und etwas nach außen gedreht werden. Anfangs müssen sie auch tagsüber getragen werden, später nur noch nachts, in der Regel bis zum vierten Lebensjahr. Danach folgen noch weitere Kontrolluntersuchungen. „Aber vom Klumpfuß ist dann nichts mehr erkennbar“, sagt Dr. André Kutz. Es reicht meist, wenn medizinische Einlagen getragen werden. Eventuell wird auch Physiotherapie verschrieben. Das ist ganz anders als in der Vergangenheit, als Betroffene oft ein Leben lang orthopädische Schuhe tragen mussten und trotzdem erkennbare Beeinträchtigungen hatten.

Dr. André Kutz liegt die Arbeit mit den Kindern. „Ich habe ja selbst drei Kinder, die sind allerdings inzwischen Jugendliche“, sagt der 48-Jährige, der mit seiner Familie in Werder (Havel) wohnt. Hauptanteil seiner Arbeit sind aber Erwachsene. Die Praxis im GZB hat er 2017 von seiner Vorgängerin Dipl.-Med. Silvia Rudolph übernommen, deren Schwerpunkt damals in der Chirurgie lag. Dr. André Kutz, der in Ludwigsfelde aufgewachsen ist und in Berlin studiert hat, ist Orthopäde und Unfallchirurg und hat seine Praxis entsprechend ausgerichtet. Dort beschäftigt er drei Schwestern und zwei Schwesternschülerinnen, außerdem eine Assistenzärztin.

Orthopäde wollte er schon als Kind werden, berichtet Dr. André Kutz. Als junger Fußballspieler wurde er wegen Rückenbeschwerden von einem Orthopäden untersucht, der ihn nachhaltig beeindruckt hat. „Der Berufswunsch stand jedenfalls fest“, sagt er. Nach einer Zwischenstation im Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann kam er 2005 nach Brandenburg an der Havel. Bis 2017 arbeitete er in der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie, seit 2012 als Oberarzt. Noch immer macht er zwei Dienste im Monat im Uniklinikum. „Das ist auch gut, um die Kontakte wachzuhalten und Problemfälle mit den Kollegen besprechen zu können“, sagt er. Zum Beispiel zum Thema Klumpfuß.

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