12. Juni 2025

„Vom Frühchen bis zum Senior“

Die Arbeit der Logopädinnen Laura Stanossek und Stella Kümpfel ist enorm vielfältig.

Brauchen Frühchen schon eine logopädische Therapie? Durchaus. Etwa wenn der Saugreflex nicht richtig ausgebildet ist. „Wir können mit bestimmten Techniken die Reflexentwicklung stimulieren und Muskeln aktivieren. Beispielsweise durch ein gezieltes zartes Streichen über die Wange des Frühgeborenen“, erklärt Stella Kümpfel. Gemeinsam mit Laura Stanossek bildet sie das Team der Logopädinnen.

Logopädie kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie Sprachheilkunde. Aber Logopäden kümmern sich längst nicht nur um die Therapie von Sprachstörungen, bei denen Patienten nicht mehr die richtigen Worte finden, oder von Sprechstörungen wie Stottern oder Stimmstörungen wie anhaltender Heiserkeit. Sie helfen auch, wenn Patienten Schluckbeschwerden haben. Gerade ältere Menschen haben solche Probleme.

Deswegen sehen Stella Kümpfel und Laura Stanossek im Uniklinikum jeden Patienten, der in der Geriatrie – also der Altersmedizin – aufgenommen wird. Wer nicht richtig schlucken kann, braucht eine angepasste Kostform und vielleicht auch Hilfe bei der Einnahme von Tabletten. Die Möglichkeit, mit Patienten aller Altersgruppen arbeiten zu können, war für Laura Stanossek der Grund, Logopädin zu werden. „Vom Frühchen bis zum Senior, von null bis mehr als hundert Jahre“, beschreibt die 35-Jährige ihr Einsatzgebiet. Sie hat einige Jahre im klinischen Bereich gearbeitet – und sich dann bewusst für den Wechsel ins Uniklinikum entschieden. „Wir lernen hier Patienten in Ausnahmesituationen kennen, zum Beispiel nach einem Schlaganfall“, sagt sie. Sie schätzt die Zusammenarbeit mit vielen anderen Bereichen, um für die Patienten das beste Ergebnis zu erzielen: „Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden und natürlich Pflegekräfte und Ärzte arbeiten gemeinsam für das Wohl des einzelnen Patienten.“

Für Stella Kümpfel ist eine weitere Besonderheit der Klinik-Arbeit wichtig. Die vorgesehene Therapiezeit kann bei Bedarf über den Tag verteilt werden. Muss der Patient kurzfristig zu einer Untersuchung oder geht es ihm gerade nicht gut, dann kommen die Logopädinnen eben noch ein zweites oder drittes Mal zu ihm. Ihre Arbeit sei sehr patientenorientiert, sagt die 30-Jährige. Das reduziere Druck und Stress – auf beiden Seiten. Stella Kümpfel fand durch ein einschneidendes Erlebnis zum Beruf der Logopädin. In ihrer Familie hatte jemand einen Schlaganfall. Stella Kümpfel hat sich daraufhin über Therapien informiert, hat viel gelesen und war fasziniert von den Fortschritten, die Patienten mithilfe von Logopäden erzielten.

Jetzt unterstützt sie selbst Schlaganfallpatienten dabei, die Sprache wiederzufinden oder auf anderen Wegen zu kommunizieren. Das kann über Augenkontakt passieren. Oder aber über ein Kommunikationsgerät, auf dem der Patient Symbole anklicken und so „sagen“ kann, was er gern essen möchte. Mit Spielen wie „Tabu“ lernen Patienten, Dinge zu umschreiben, wenn ein bestimmtes Wort einfach nicht über die Lippen kommen will.

Jeden Schlaganfallpatienten des Uniklinikums sehen die Logopädinnen innerhalb von 24 Stunden nach seiner Einlieferung. In dieser Phase geht es noch nicht so sehr um die Sprache, sondern vielmehr darum, ob der Patient gut schlucken kann. Zeigt der Patient dort Defizite, besteht die Gefahr, dass Teile von Nahrung und Flüssigkeiten aspiriert werden, das heißt in die Lunge gelangen, was zu einer Lungenentzündung führen kann. Werden allerdings die Getränke angedickt – sogar der morgendliche Kaffee – sinkt das Risiko, dass etwas in den „falschen Hals“ kommt. Dabei arbeiten die Logopädinnen eng mit dem Pflegepersonal zusammen.

Seit dem vergangenen Jahr hat das Universitätsklinikum eine eigene Stroke Unit für die Behandlung von Schlaganfallpatienten. Immer häufiger werden auf dieser Station die Dienste der beiden Logopädinnen in Anspruch genommen. Laura Stanossek und Stella Kümpfel rechnen damit, dass ihr Team in der nächsten Zeit wachsen wird. Die Logopädinnen im Uniklinikum behandeln Patienten in der Akutphase. „Wir erleben, dass jemand am ersten Tag nicht mal ansprechbar ist, aber nur wenige Tage später locker plaudernd in die Reha geht“, erzählt Stella Kümpfel. Es sei schön, solche Fortschritte miterleben zu können.

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